Blutungsneigung bei Rindern
Abgesehen vom bislang üblichen Patientenaufkommen von Blutungsneigung bei Rindern hatten sich seit 2007 Fälle von hämorrhagischer Diathese bei jungen Kälbern gehäuft. Dieses an sich bekannte, aber in der Frequenz des Auftretens neue Krankheitsbild war mit BNP (Bovine neonatale Panzytopenie) bezeichnet worden und ist inzwischen weitestgehend geklärt. Charakteristisch sind vor allem der Erkrankungszeitpunkt (meist in der ersten oder zweiten, nie nach der vierten Lebenswoche) und eine Thrombozytopenie, welche für die Blutungsneigung verantwortlich gemacht wird.
Im Rahmen der Abklärung von BNP wurden einige Fälle von blutenden Kälbern und Rindern gemeldet, die nicht dem BNP-Syndrom zuzuordnen waren. Für manche dieser Tiere war ein bekannter Auslöser für Blutungsneigung die Ursache (BVD/MD, Sepsis), ein anderer (nicht unerheblicher) Teil blieb ungeklärt.
Bei Letzteren zeichnet sich wiederum eine Gruppe Patienten mit ähnlicher Kombination von Symptomen ab: entsprechende Tiere zeigen vor allem spontane und/oder durch Injektionen bzw. Minimalinvasionen induzierte Hautblutungen, aber auch ausgeprägte Hämatome, Epistaxis, Petechien, Blut im Kot oder Anämien ohne sichtbare Blutungen. Das Allgemeinbefinden ist in den meisten Fällen - außer es entwickelt sich eine deutliche Anämie - nahezu ungestört. Die (ersten) Anzeichen der Blutungsneigung können schon in den ersten Lebensstunden, -tagen, -wochen, -monaten oder auch erst im Erwachsenenalter auftreten. Die Thrombozytenwerte liegen im Referenzbereich oder sogar darüber. Die Blutgerinnungsstörung beruht demzufolge nicht, wie es bei BNP der Fall ist, auf einer Thrombozytopenie.
Mithilfe eines speziellen Laborgerätes aus der Humanmedizin werden verschiedene Funktionen der Blutzellen überprüft. Dazu wird Blut aus der Jugularvene in speziellen Röhrchen (gerinnungshemmende Beschichtung mit Hirudin) benötigt. Die Blutproben müssen zwei (maximal drei) Stunden nach der Entnahme untersucht werden. Nur dann sind die Ergebnisse verwertbar.
Derzeit arbeitet die Klinik für Wiederkäuer zusammen mit dem Institut für Tierzucht in Weihenstephan an deren Aufklärung.
Bei Rindern mit Blutungssymptomen benötigen wir deshalb für unsere Untersuchungen und für Forschungsarbeiten am Institut für Tierzucht folgende Informationen und Blutproben:
- Ein möglichst vollständig ausgefülltes Probenüberweisungsformular. (wichtig sind dabei vor allem die Angabe der vollständigen Ohrmarkennummer sowie Beschreibung der Blutungssymptome und -zeitpunkte
- EDTA-Blut (mindestens 10ml) und Serum (10ml Röhrchen) von jedem betroffenen Tier
Zeigt das Tier ein oder mehrere der oben genannten Symptome und liegen die Thrombozyten- und Leukozytenwerte im Referenzbereich oder darüber, werden die Funktionstests der Blutzellen durchgeführt.
Alle in diesem Rahmen anfallenden Untersuchungen sind selbstverständlich kostenfrei.
Wir bedanken uns recht herzlich für Ihre Mithilfe!
Kontakt:
Dr. Annette Pfitzner (ehem. Friedrich): 089 / 2180 78975
Sekretariat (Frau Thubauville): 089 / 2180 78850
Fax: 089 / 2180 78851